Dabeisein ist nicht alles, nur ein erster Schritt

Die Individualität des Menschen und damit die „Gleichwertigkeit des Ungleichen“ zu akzeptieren - Menschen haben unterschiedliche körperliche Voraussetzungen, Empfindlichkeiten, Belastbarkeiten, unterscheiden sich in ihren Fähigkeiten und Talenten, in ihrer Intelligenz, ihrem Temperament und ihrer Wertorientierung - diese Unterschiede abstrakt anzuerkennen ist leichter, als sie tatsächlich im alltäglichen Umgang in der Familie, der Schule, der Therapie und Medizin angemessen zu berücksichtigen.

Der Begriff Inklusion wird in unterschiedlichsten Bedeutungen benutzt, an manchen Stellen wird der Begriff Integration einfach durch den Begriff Inklusion ersetzt. Schulen, Klassen, Bildungs- und Lernangebote und auch Menschen werden mit dem Label „inklusiv“ oder auch „wenig inklusiv“ versehen.

In den meisten Fällen bleibt allerdings unklar, was genau damit gemeint ist. So besteht die Gefahr, dass der Begriff seine eigentliche Bedeutung verliert und der darin enthaltene Perspektivenwechsel verloren geht. Da Inklusion an dieser Stelle als Prozess und Zielsetzung verstanden wird, bleibt es wichtig, sich weiterhin mit dem Begriff und der Frage danach, was unter Inklusion verstanden wird, auseinanderzusetzen.

„Inklusion ist ein gesellschaftlicher Zustand, in dem alle Menschen in der Gesellschaft die gleichen Chancen zur persönlichen Entwicklung haben, die gleichen Zugangsmöglichkeiten zu Bildungsangeboten, zu kulturellen Angeboten und zum Arbeitsmarkt. Inklusion ist ein gesellschaftlicher Zustand, in dem Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht, Sprache, geistige Fähigkeiten, körperliche Fähigkeiten, Religion, Sexualität keinen Einfluss auf diese Chancen und Zugangsmöglichkeiten haben. Inklusion ist ein gesellschaftlicher Zustand, in dem jeder Mensch gleichberechtigt und gleichwertig ist.“1

Wenn jeder Mensch - mit oder ohne Behinderung - überall dabei sein kann, in der Schule, am Arbeitsplatz, im Wohnviertel, in der Freizeit, dann ist das gelungene Inklusion.2

Inklusion hat den Anspruch, allen Menschen die volle und gleichberechtigte Teilhabe in allen Lebensbereichen zu ermöglichen  und ist damit ausdrücklich nicht auf Menschen mit Behinderung beschränkt.3

Inklusion beschreibt die Pflicht, jegliche Form von Diskriminierung und „alle Barrieren in Bildung und Erziehung für alle Schüler/innen auf ein Minimum zu reduzieren“4 und bedeutet „eine möglichst chancengerechte Entwicklung aller Menschen zu ermöglichen“.5

Inklusion - verstanden als Prozess - stellt uns vor die Aufgabe und Verpflichtung, trotz aller inneren und äußeren Bedingtheiten daran zu arbeiten Barrieren abzubauen, Möglichkeitsräume auszubauen und Vielfalt zu unterstützen.


Grampp, G. : Berichte. Inklusion – Prinzip zur Verwirklichung der Menschenrechte Zusammenfassung des Vortrags vom 18.5.2016 (In: http://inklusionswege.de/einige-gedanken-rund-um-das-thema-inklusion/ - Zugriff: 6.8.2018, 16.00)

Aktion Mensch: Was ist eigentlich Inklusion? Wir gewinnt. (In: https://www.aktion-mensch.de/dafuer-stehen-wir/foerderprojekte-aktionen/kampagnen/service/downloads.html - Zugriff: 6.8.2018, 16.30)

Vgl. Braunsteiner, M.: Was macht eine inklusive Schule aus? (In: http://www.noe.gv.at/noe/Gleichbehandlung-Antidiskriminierung/MTA_Braunsteiner.pdf - Zugriff: 6.8.2018, 16.30)

Booth, T./Ainscow, M.: Index für Inklusion. Lernen und Teilhabe in der Schule der Vielfalt entwickeln. S. 11 (In: https://www.eenet.org.uk/resources/docs/Index%20German.pdf - Zugriff: 6.8.2018, 16.30)

Reich, K.: Inklusion und Bildungsgerechtigkeit: Standards und Regeln zur Umsetzung einer inklusiven Schule, Beltz Verlag 2012, S. 39